„Space-Taxi“

space_taxi_rampe_P1010137„Drückst du mal auf den roten Knopf da?“, fragt mich mein Ausbilder Thomas Bannasch und deutet auf die kleine Fernbedienung an seinem Rollstuhl. Plötzlich fängt der blaue Van an zu blinken und zu piepsen. Die Hintertür des Fahrzeugs öffnet sich und entblößt eine futuristisch anmutende Heberampe, die auch aus einem Science Fiction Film stammen könnte. Im selben Moment fährt die Rampe hinunter auf den Straßenboden und baut sich von ganz alleine auf.

Problemlos lässt sich Thomas mit Hilfe der Rampe in den Van befördern, fährt mit seinem Rollstuhl durch das umgebaute Auto in den Fahrerbereich. Dort wo sich eigentlich Lenkrad, Schaltknüppel und Gaspedal befinden sollten, schaut es eher wie das Cockpit eines Flugzeugs aus. Moderne Touchpads wechseln sich mit Joysticks und allerhand Schaltknöpfen ab, wie bei einer Spielkonsole. Verblüfft frage ich mich, ob wir nun fliegen oder fahren und rätsle wie man mit dieser Ausstattung auch nur einen Meter weit kommen soll.

Doch wir bleiben am Boden. Mit der bloßen Bewegung seiner Finger steuert er das Fahrzeug routiniert, sicher und schnell durch den Münchner Verkehrsdschungel zu unserem Termin in der Agentur für Arbeit.

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Thomas ist E-Rollifahrer und dadurch bei der Steuerung eines Fahrzeugs auf ein „paar“ Umbauten angewiesen. Diese hat er an seinem Gefährt vornehmen lassen und kann nun wie jeder andere auch ganz normal am Straßenverkehr teilnehmen. Einen Fahrersitz sucht man beispielsweise vergeblich. Diesen Platz nimmt er ganz einfach mit seinem Rollstuhl ein und „navigiert“ das Fahrzeug von dort aus.

Technisch ist heutzutage wohl fast alles möglich. Aber wie schaut es in Wirklichkeit aus? Laut dem Statistischen Bundesamt lebten zum Jahresende 2013 rund 7,5 Millionen Menschen mit Behinderung in Deutschland. Im Internet liest man immer wieder, dass von diesen Personen nur etwa 850 000 ein Auto selbstständig steuern, also rund elf Prozent bloß.

space_taxi_joystick_P1010140Ich frage mich, welche Hürden es sind, die Menschen mit Handicap davon abhalten selbst am Straßenverkehr teilzunehmen? Schließlich bedeutet Mobilität auch Unabhängigkeit. Das Geld für die Ausstattung des Fahrzeugs und die hohen Kosten des Führerscheins spielen sicher eine Rolle. Außerdem muss man oft eine Reihe von Fahrtüchtigkeitsgutachten über sich ergehen lassen. Nicht zu vergessen, dass viele Menschen aufgrund ihrer Beeinträchtigung einfach nicht fahren wollen oder können.

Welche Gründe auch immer entscheidend sind, ich weiß bereits wie sehr ich mich in Zukunft bei Autofahrten in meinem stinknormalen Škoda langweilen werde, ohne Joystick, Touchpad und ohne Cockpit-Feeling.