Inklusive Lebensgeschichten vom Münchner-Leben fürs Münchner-Leben – Miteinander München-Sein in Vielfalt und Besonderheit

Geschrieben von: Daniel Beck, Koordinierungsbüro zur Umsetzung der UN-BRK

Liebe Münchnerinnen, liebe Münchner,
liebe Menschen mit Behinderungen, liebe Menschen ohne Behinderungen,
liebe Interessierte der Seite „München-wird-inklusiv.de“,

vielleicht denken Sie beim Wort „Inklusion“ ja an etwas, das inklusiv erworben werden kann – nach dem Motto „All Inclusive“-Urlaub. Das würden wir uns natürlich alle wahrscheinlich sehr wünschen.

Für das Wort Inklusion finden Sie im Duden die mathematische Begriffsdefinition des   Enthaltenseins.

Bezogen auf Münchnerinnen und Münchner könnte Inklusion ein gemeinsames Leben in München miteinander, untereinander und füreinander sein: Wir Münchnerinnen und Münchner können miteinander, untereinander und füreinander in menschlicher Vielfalt in München und Umgebung zusammen erleben, erfahren und das Leben beleben. In München treffen scheinbar völlig „unbekannte“ Lebensgeschichten aufeinander, die München erst zu dem machen, was es ist, nämlich einer bunten besonderen vielfältigen Weltstadt mit Herz. Weltstadt bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass alle Willkommen sind mit ihrer ganz besonderen Individualität.

Das Wesentliche im Umgang miteinander ist nicht der Gleichklang, sondern der Zusammenklang. (Ernst Ferstl, Österreichischer Lehrer und Dichter)

Alle Münchnerinnen und Münchner mit ihren Individualitäten ergeben erst den weltoffenen Zusammenklang von München, mit der Besonderheit, dass alle inklusiv sind. Menschen mit Behinderungen müssen deshalb nicht erst „integriert“ werden, sie sind ein Teil der ganzen Weltstadt München.

Als der Stadtrat der Landeshauptstadt München 2013 den Beschluss zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) gefasst hat und dabei ein Prozess in Gang gesetzt wurde, wurde bei manchen Menschen eine Aufbruchstimmung wahrgenommen. Mit dem Beschluss zur Umsetzung der UN-BRK wurde das Koordinierungsbüro eingerichtet.

Seit Anfang 2015 bin ich Teil des Koordinierungsbüro und begleite das Themengebiet Zuschusswesen für die offene Behindertenarbeit und betreue den neu geschaffenen Inklusionsfond. Mit den Zuschüssen werden Freie Träger der Wohlfahrtshilfe unterstützt, die Menschen mit Behinderungen vielfältige Leistungen anbieten.

Aus dem Inklusionsfond sollen nachgefragte Unterstützungsleistungen bereitgestellt werden, damit Menschen mit und ohne Behinderungen in München miteinander, untereinander und füreinander zusammen erleben, erfahren und erst den Zusammenklang unterschiedlicher Individualitäten ergeben. Der Inklusionsfond soll einen Beitrag dazu leisten, dass Münchnerinnen und Münchner mit Behinderungen Zugang zu städtischen Veranstaltungen, wie z. B. Stadtratssitzungen haben.  Darüber hinaus sollen aus dem Inklusionsfond Zuschüsse zu Anschubfinanzierungen von inklusiv ausgerichteten Projekten geleistet werden und städtische Informationen barrierefrei zur Verfügung gestellt werden.

Meine persönliche Vision, meine Motivation, ist die Bereitschaft vieles zu tun, damit bald aus „www.muenchen-wird-inklusiv.de“ ein „www.muenchen-ist-inklusiv.de“ wird, dass Menschen mit Behinderungen sich genauso wohl in München fühlen, wie Menschen ohne Behinderungen, dass Teilhabe am gesellschaftlichen Leben in allen Lebensbereichen nicht nur ein Traum bleibt sondern gelebt werden kann, miteinander, untereinander und füreinander im Zusammenklang.

Im Schachsport erlebe ich einerseits wie Inklusion bereits gelingen kann, andererseits auch, dass es zur wirklichen Inklusion noch ein weiter Weg gemeinsam zu bestreiten ist. Denn Inklusion ist eigentlich ein – miteinander, untereinander und füreinander – Menschen mit Behinderungen und Menschen ohne Behinderungen spielen gemeinsam Schach im Ligabetrieb, am offenen Spieleabend und in all der Vielfalt, die durch die Sportart Schach gegeben ist. So spielen heute viele Menschen gemeinsam Fernschach über Kontinente hinweg durch Briefe oder seit einigen Jahren auch über das virtuelle Internet.

Stellen Sie sich mal vor, Sie wären Spitzensportler und müssten aufgrund der privaten Rahmenbedingungen ihren Wettkampf früher beenden, damit Sie noch unbesorgt pflegerisch/medizinisch versorgt werden können.
Wie würden Sie sich da als Sportlerin oder Sportler fühlen, wenn Rahmenbedingungen Sie daran hindern ein Sporterfolgserlebnis feiern zu können?

Können Sie sich jetzt vorstellen, wie sich ein Mensch mit Behinderung fühlt, wenn er in einem Sportverein (Schachverein) in einer Mannschaft mitspielen könnte, dabei von netten Menschen gefördert und gefordert wird und hautnah die Faszination des Sports miterlebt, allerdings aufgrund seiner Bedürfnisse als Mensch mit Behinderungen früher das Spiel aufgeben muss?

Meine Botschaft ist, dass dieser Mensch nicht behindert ist, sondern an den Rahmenbedingungen, die in vielen Organisationsstrukturen und manchmal auch in den begrenzten Wahrnehmungsmöglichkeiten von Menschen vorhanden sind, erst behindert wird. Dieser begeisterte Schachspieler wird behindert seine Leidenschaft des sportlichen Schachspiels erfolgreich zu beenden, wie es der Schachsport es eben erfordert. Was würden Sie denken, wenn dieser Mensch in München der neue „Magnus Carlsen“ des Schachs werden könnte. Das wäre doch ein unglaubliches Münchner-Erlebnis, wenn wir in München den kommenden Schachweltmeister fördern und fordern könnten. Darauf könnten wir doch gewiss stolz sein und es wäre mit Sicherheit ein Eintrag auf München-wird-inklusiv.de wert. Dann müssten wir im Koordinierungsbüro den Internetauftritt eigentlich anders nennen – nämlich München-ist-inklusiv.de.

Freuen wir uns doch wenn die Lebenshighlights – wie z.B. die Begeisterung für eine Sportart von allen gelebt werden kann und nichts mehr Menschen im Leben behindert,  sondern das Tor für alle zur Lebensbegeisterung in München offen steht.

Ich für meine Person, wäre dann noch viel stolzer Münchner und möchte mit meinem Engagement auch eine Botschaft an Sie und München senden:
„Lassen Sie uns alle dafür kämpfen, dass dieser Mensch seinen Sport mit einer Begeisterung ausüben kann und es nicht eine Geschichte bleibt sondern bald gelebte Wirklichkeit ist!“

Eine persönliche Note:
Aus eigener Erfahrung möchte ich als Betroffener für Betroffene mit einem Beitrag aus dem Koordinierungsbüro zur Umsetzung der UN-BRK erreichen, dass München bald inklusiv ist.

Als Kind und Jugendlicher war ich selbst mal in der Situation mit Rollstuhl behindert zu werden – in den damaligen Highlights Fußballstadion, Schwimmbad etc.. Heute möchte ich als Mensch mit Behinderungen für all das meine Fähigkeiten einsetzen und gemeinsam daran arbeiten, dass alle Münchnerinnen und Münchner sich an dem freuen können was sie jeden Tag aufs neue erleben – Münchner-Lebensgeschichten – mit der Prise Inklusion.

Das Koordinierungsbüro zur Umsetzung der UN-BRK wünscht sich, dass auch München stadtweit in seiner Vielfalt eine inklusive Stadt wird in Zusammenklang von unterschiedlichen Individualitäten.

Es grüßt Sie aus dem Koordinierungsbüro zur Umsetzung der UN-BRK herzlichst
Daniel Beck